Sonntag, 8. August 2010

Touri Touri Touri!

...ist die japanische Weiterentwicklung von "Tora Tora Tora" und bedeutet soviel wie: "Vorsicht, hier wird scharf geschossen". Im Unterschied zu Tora Tora Tora werden hier allerdings keine echten Kugeln geschossen, sondern Fotos; Das jedoch nicht zu knapp...

Soll heißen: Heute hab' ich mir die Sehenswürdigkeiten von Budapest angesehen, und zwar in epischer Breite. Was mich immer wieder verblüfft - und daher die obige Einleitung - ist, dass es auch in den entferntesten Landstrichen nur so von überfüllten Reisebussen mit Japanern wimmelt, sobald dort irgendwer 'nen Brocken Basalt als Sehenswürdigkeit verkauft, weil hier vor 100 Jahren Karl der Große gegen gepisst hat...

Naja, wie dem auch sei. Vorteil an der Sache war, dass ich in der St.Stephans-Kirche das erste Mal seit einer Woche wieder jemanden Deutsch sprechen gehört hab. Ich war so aus dem Häuschen, dass ich die beiden fast zum Kaffee eingeladen hätte (hab's aber dann doch gelassen ;-).

Die sprachlich bedingte Isolation hier macht einem doch ab und an zu schaffen, aber ich skype ja fleißig mit Freundin, Eltern, Freunden und auch der Blog hilft mir, meine Muttersprache nicht ganz zu verlernen, so wie Astronauten, die sich erst mal kräftig aufs Gesicht legen, wenn sie nach 6 Monaten Schwerelosigkeit wieder auf die Erde kommen. Genau das möchte ich vermeiden...

Nun ja, danach habe ich mir dann den Pracht-Boulevard der Stadt vorgenommen, die Andrassy ut, oder „Champs-Elysees von Budapest“, die übrigens von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Eine schöne Straße, an der unter anderem die ungarische Staatsoper liegt, sowie der Liszt- Ference-tér (Franz-Liszt-Platz), wo man abends wunderbar einen trinken kann (was ich eben auch getan habe, aber dazu später).

Außerdem verläuft unter der Straße die älteste U-Bahn, die es auf dem Kontinent gibt. Nur der Londoner Underground wurde früher gebaut, aber die gehören ja bekanntlich nicht zum Kontinent, sondern pflegen ihren Status als bekloppte Inselaffen, die weltweit die All-Inclusive Buffets plündern und ihrem schlechten Ruf alle Ehre machen.

Links und rechts wird die Andrassy Ut gesäumt von prachtvollen Geschäftshäusern (Bugatti, Esprit, Louis Vuitton, etc.) und Villen, von denen einige wunderbar restauriert sind und wiederum andere aussehen wie Dresden 1945.

Die Straße führt dann schnurstracks auf Budapest’s repräsentativsten Platz, den Platz der Helden, auf dem ein großes Monument errichtet wurde, und der von der Kunsthalle und dem Museum der bildenden Künste flankiert wird.

Dahinter geht’s dann in den Stadtwald, wo man unter anderem den Zoo, eine Burg, einen Freizeitpark und nicht zuletzt das Szechenyi-Bad findet, welches ich vermutlich morgen mal erkunden werde. Laut Stephan und Sandra kann man es sich hier richtig gut gehen lassen, und genau das habe ich auch vor... ;-)

Ich bin dann den kompletten Park in Richtung Südosten durchwandert und letztendlich am Stadion rausgekommen, von wo es nur noch ein Katzensprung bis zu meiner Wohnung ist.

Gesamtlänge meines Fußmarsches: 8,8km.

Größere Kartenansicht

Danach gab’s erst mal Spaghetti… Blöderweise gibt es keinen Deckel für den Topf, also musste ich mir mit der Pfanne helfen. Sieht zwar aus, wie Lord Helmchen, aber immerhin bleibt die Hitze drin.

Fragt bitte nicht, wie das Abschütten ohne Deckel und Sieb zum Reinschütten funktioniert hat...

Nachdem ich es mir dann am Nachmittag auf der Couch gemütlich gemacht hatte bin ich gegen halb 9 nochmal losgezogen, um den Besuch im „Old Man’s Music Pub“ nachzuholen. Gefunden hab‘ ich den Laden zwar, aber leider auch ein Schild, das in der Tür hing, und auf dem in großen Lettern geschrieben steht: „Holiday until August, 26.“. Dumm gelaufen…

Da mir die Gegend da (Seitenstraße vom Blaha tér) ohnehin nicht so richtig gefiel (hat was von Hamburg Reeperbahn, nur viel schmuddeliger), bin ich kurzerhand in die Metro gestiegen und auf die Buda-Seite bis zur Endstation Deli gefahren (ich weiß, die Hauptstadt von Indien heißt auch Dehli, aber die wird mit „h“ geschrieben und außerdem fährt die Metro nicht so weit…).

Von dort aus bin ich dann zu Fuß hoch zur Fischerbastei, um den herrlichen Ausblick auf das nächtliche Budapest zu erleben. Und ich kann nur sagen, es hat sich gelohnt...

Ein sehr romantischer Ort nebenbei, was aber sicherlich noch um einiges gesteigert werden kann, wenn man die Freundin dabei hat… Da ich aber, wie Ihr wisst, momentan allein durch Budapest ziehe, hielt sich die Romantik bei mir in Grenzen. Nur meiner Kamera lief ab und zu ein Schauer das Display runter, deswegen musste ich viele Bilder mehrmals schießen, bis ein scharfes Exemplar dabei war…

So, Schluss mit Romantik, is natürlich totaler Blödsinn: Stocken-düster wars, und meine Arme hatten nach gefühlten 500 Treppenstufen auch nicht mehr ganz die Eigenschaften eines Stativs, deswegen sind die Bilder verwackelt… Aber’n paar gute sind immerhin dabei, somit war der Aufstieg nicht umsonst.



Auf dem Rückweg bin ich dann nochmal zum Liszt-Ference-tér gefahren, der jetzt nebenbei von jungen Leuten belagert war. Dort hab‘ ich in einer der vielen schön eingerichteten und beleuchteten Bars dann in aller Ruhe ein kühles Blondes geschlürft (0,5L für 2,5€ ;-) und den Tag in Ruhe ausklingen lassen.












So, das wars mal wieder vom Auslandskorrespondenten in Budapest.

Ich hoffe, Ihr habt den Samstag abend ebenfalls genutzt, um das ein oder andere Bier wegzuziehen und ein bisschen Spaß zu haben.

Also dann, viele Grüße und bis bald.
Chris

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